Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat kürzlich beschlossen, dass der Freistaat bis Ende des Jahres 2017 ein vollzugsfähiges Konzept zur Luftreinhaltung in München vorlegen soll. Es steht zu befürchten, dass die Deutsche Umwelthilfe Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in München fordern wird. „Damit steht die Versorgungssicherheit von München auf dem Spiel. Nur mit Euro-6-Fahrzeugen ist die Innenstadtbelieferung nicht zu bewältigen“, warnt Edina Brenner, Geschäftsführerin des LBS - Landesverband der Bayerischen Spediteure.
Die Landesregierung in Baden-Württemberg setzt im Kampf um saubere Luft auf Fahrverbote und ist damit Vorreiter. Viele Autos mit Dieselmotor sollen ab dem kommenden Jahr bei Überschreitung der Stickstoffdioxidwerte nicht mehr auf besonders belasteten Straßen in Stuttgart unterwegs sein. Dies soll für alle Fahrzeuge gelten, die die Abgasnorm Euro 6 nicht erfüllen.
„Sollte eine entsprechende Regelung bspw. in München in Kraft treten, fehlen rund 70 Prozent der Verteilerfahrzeuge zur Versorgung der Innenstadt, denn nur ca. 30 Prozent sind Euro 6-Fahrzeuge und wären bei diesem Szenario zugelas-sen. 57 Prozent der Lkw halten die Euro 5-Norm ein, die restlichen 13 Prozent erfüllen ältere Vorgaben“, klärt Brenner über die Folgen eines ähnlichen Verbotes für die bayerische Landeshauptstadt auf.
Dabei hat die Speditions- und Logistikbranche seit Jahren erheblich in ihren Fuhrpark investiert. Millionen wurden für Fahrzeuge der neuesten Euro 5 und Euro 6 Motorengeneration ausgegeben. Fahrzeugklassen, die sich im Stickstoff-dioxidausstoß nur marginal unterscheiden. Bei einer reinen Fokussierung auf Euro-6-Fahrzeuge für den Verteilerverkehr droht zudem eine massive Fuhrparkentwertung“, sagt Brenner.
Neuen Technologien steht die Speditions- und Logistikbranche seit jeher aufgeschlossen gegenüber. Sie begrüßt daher eine sich derzeit in der Entwurfsphase befindende Richtlinie des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, die darauf abzielt, dass demnächst auch schwerere Nutzfahrzeuge ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht mit alternativen Antrieben gefördert werden. „Unsere Branche will die Chancen nutzen, die neue Fahrzeuggenerationen in der Elektromobilität künftig bieten, sobald entsprechende Fahrzeuge in angemessenem Kosten-Nutzen-Verhältnis serienmäßig am Markt erhältlich sind“, so Brenner weiter.
Bis diese Fahrzeuge einen nennenswerten Anteil an der Gesamtzahl der Verteilerfahrzeuge für die Versorgung der Innenstädte ausmachen, wird allerdings noch einige Zeit ins Land ziehen.
Angesichts der enormen Investitionen in Euro 5 und Euro 6 plädieren wir dafür, auf jeden Fall Verteilerfahrzeuge im Bereich Euro 5 und 6 zuzulassen, auch um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Unsere Möbelspediteure brauchen dagegen längere Übergangsfristen, da deren Fahrzeuge über eine deutlich geringere Laufleistung verfügen, mit teuren Aufbauten wie beispielsweise Außenaufzügen ausgerüstet sind und daher längeren Abschreibungszyklen unterliegen“, sagt Brenner abschließend.