(26.07.2019)

Die Hafenstadt Lindau im Bodensee war in diesem Jahr Schauplatz der LBS-Mitgliederversammlung. Einmal mehr erwies sich die zweijährliche Veranstaltung als veritabler Branchentreff für Logistiker und Spediteure aus ganz Bayern. Rund 170 Teilnehmer waren in der „Inselhalle“ versammelt, um Trends und Entwicklungen zu diskutieren, ein neues Präsidium zu wählen und anregende Vorträge zu hören.

Ein Highlight der Veranstaltung waren Besuch und Festrede von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der den Anwesenden nicht nur wertvolle Hintergrundinformationen zur aktuellen Verkehrspolitik lieferte, sondern sich im Anschluss auch Fragen stellte. „Logistik lässt Bayern und Deutschland boomen, sie bestimmt unseren Alltag“, sagte er in Lindau. „Zu wenige machen sich das bewusst, man merkt es immer erst dann, wenn es hakt.“ Insbesondere die Problematik beim Alpentransit mit der Blockadehaltung Tirols bereite ihm Sorge. Die laufende Eskalationsspirale führe nicht zu einer Verbesserung der Situation, sondern werde volkswirtschaftlich immer schädlicher. „Die Lage wird sich noch dramatischer gestalten“, warnte der Minister. Er kündigte eine klare Haltung seines Ministeriums an, das eine dauerhafte Lösung in Brüssel und Wien herbeiführen will.

Scheuer drängt Hersteller zu mehr Tempo
Zugleich drückte Scheuer sein Bedauern darüber aus, dass es nicht gelungen sei, bei der Maut einen Paradigmenwechsel herbeizuführen – weg von der Steuer- hin zur Nutzerfinanzierung. Im Sinne umweltfreundlicher Lösungen appellierte er an die Fahrzeughersteller, schneller praktikable Lösungen bereitzustellen, z.B. synthetische Kraftstoffe, die den Unternehmen eine zuverlässige, langfristige Planung erlauben.

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Doll: „Grenze der Belastbarkeit“
Diese Mängel hatte auch LBS-Präsident Heinrich Doll in seinem Bericht über die Jahre 2017/18 kritisch angesprochen. „Wir haben immer wieder die Grenzen des Machbaren und der Belastbarkeit erlebt“, sagte er im Rückblick auf den Zeitraum seit der letzten Versammlung in München. „Der Spielraum, um unsere Arbeit zu erledigen, ist im gleichen Maß kleiner geworden, wie die Staus länger geworden sind.“ Die Logistikbranche befinde sich, wirtschaftlich betrachtet, mitten in einem Klimawandel. Die weltweiten Bewegungen zwischen den vernetzten Volkswirtschaften nähmen an Tempo und Kraft zu. Genauso verhalte es sich mit den Veränderungen bei global agierenden Unternehmen – „leider vielfach im negativen Sinn“, wie Doll betonte, der die politischen Hürden als nicht minder bedrohlich bewertet als die unzureichende Infrastruktur.

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Hürden in Tirol und bei der EU
In diesem Zusammenhang betonte er die Bedeutung von aktivem Umgang mit brennenden Themen wie dem massiv beeinträchtigten freien Warenverkehr durch Tirol, der Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene oder dem ehrliche Umgang mit den Folgen von Diesel-Fahrverboten für eine ungestörte Versorgung von Handel, Gewerbe und Produktion mit Logistik-Dienstleistungen. Beispielhaft für politisches Taktieren, das den Unternehmen eine tragfähige Planungsbasis entzieht, nannte Doll den nicht endenden Prozess um die drei „Mobilitäts-Pakete“ der EU. „Eigentlich wurden sie auf den Weg gebracht, um gleiche Bedingungen im Wettbewerb zu schaffen – für alle in Europa. Was wir aber heute haben, ist fast überall Stillstand – und die Gefahr, dass es künftig mehr bürokratische Hindernisse gibt statt weniger“, so Doll. „An was es auf jeden Fall mangelt, das sind belastbare Fakten und Regeln, auf denen wir als Unternehmer unsere Planung aufbauen können. Das Ziel muss ein fairer Wettbewerb in Europa sein – es ist bedauerlich, dass sich alle darüber streiten, wie man das erreichen kann.“

Doll ermutigte die anwesenden Branchenvertreter aus dem ganzen Freistaat, „dass wir uns stets auf die eigenen Kräfte und das eigene Können besinnen müssen, wenn wir wirklich etwas bewegen wollen“. Das sei beim Fachkräftemangel so, beim Gewinnen von Auszubildenden und bei den Kosten und Nutzen der Maut. Die Unternehmen hätten den Vorteil, dass sie aus täglicher Praxis heraus über belastbare Fakten verfügten, mit denen sie Argumente bekräftigen könnten.
Mehr Fairness der Auftraggeber gefordert

In seiner Bilanz der vergangenen zwei Jahre mahnte Doll auch mehr Fairness seitens der Auftraggeber an. „Viel zu oft noch werden Geschäftsbeziehungen mit Unternehmen der Logistik und der Speditionsbranche von unseren Auftraggebern nicht als Partnerschaft zur gemeinschaftlichen Wertschöpfung betrachtet – sondern als reiner Kostenfaktor“, so seine Analyse. Beispielhaft führte er das Thema „Verladerampe“ an: „Es ist ein Unding, dass für unsere Unternehmen und ihre Mitarbeiter Touren unkalkulierbar werden, weil die Fahrer dazu zwangsverpflichtet werden, ihre Fracht selbst zu laden und zu entladen. Die angeblich hilfreichen (Rampen-)Steuerungsverfahren bleiben obendrein den Nachweis schuldig, dass sie etwas zum Besseren bewirken.“

Was tun mit den Generationen Y und Z?
Als Gastreferentin lieferte Professor Dr. Jutta Rump, Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Ludwigshafen und Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE, in ihrem lebendigen und anschaulichen Vortrag wichtige Impulse für die Personalarbeit im Betrieb. Sie nahm dabei insbesondere die „Generation Y und Z“ in den Fokus, die einen völlig anderen Ansatz seitens der Führungskräfte und Unternehmer verlangen als frühere Generationen: „Die Babyboomer konnten sie verwalten, die Generation X mussten sie gestalten – Y und Z betrachten sich als Investition“, fasste Rump den Wandel zusammen. Mit Blick auf Arbeitgeberattraktivität und Bindungskraft eines Unternehmens sagte sie: „Es kann nur das glaubwürdig nach außen kommuniziert werden, was nach innen gelebt wird.“ So entstehe Identifikation, die heute härteste Währung im Miteinander von Arbeitgeber und Mitarbeitern.

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Der „Lindauer Bote“ und die Folgen
Gleich zu Beginn des Branchentreffs hatte Frank Haas, Kommunikationschef bei Gebrüder Weiss, Lauterach, den Anwesenden die logistische Bedeutung der Region nahegebracht. Mit dem „Lindauer Boten“ von ca. 1500 bis 1826 als Ursprung darf sich sein Unternehmen als das älteste Transportunternehmen der Welt bezeichnen. Ausschlaggebend war die Rolle der Stadt Lindau als Handelsplatz. Die reichen Kaufleute dort brauchten einen eigenen, unabhängigen Botendienst über die Alpen. Die Route führte ab 1474 über Bregenz, Chur, die Via Mala, am Comer See entlang nach Mailand. Schon damals war „Multimodalität“ der Schlüssel zum Erfolg: Erst ging es mit der Lädine über den See, dann mit Säumerzug über die Berge.

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Die Speditions- und Logistikbranche – Architekten des Verkehrs und bedeutender Wirtschaftsfaktor

Der LBS - Landesverband Bayerischer Spediteure e. V. wurde vor 75 Jahren gegründet und ist das Sprachrohr für die Bayerische Speditions- und Logistikbranche. Der Landesverband vertritt über 430 Mitglieder mit mehr als 30.000 Beschäftigten.

Die Speditions- und Logistikbranche ist die drittgrößte Branche in Deutschland, die unter Einsatz aller Verkehrsträger Straße, Schiene, See- und Binnenschifffahrt sowie Luftverkehr Güter weltweit organisiert. Sie versorgt alle Bereiche der Wirtschaft mit logistischen Dienstleistungen, wird in die industriellen Produktionszyklen und Vertriebswege des Handels eingebunden und stellt damit eine unabdingbare Komponente für den Erfolg des Wirtschaftsstandortes dar.

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