Laut ifo-Geschäftsklimaindex glänzt die deutsche Wirtschaft derzeit mit sehr guten Ergebnissen. Der Index kletterte von 114,6 Punkten im Mai (saisonbereinigt korrigiert) auf 115,1 Punkte im Juni und erreichte damit den höchsten gemessenen Wert seit 1991. Die Unternehmen haben positive Rückmeldungen zur aktuellen Lage abgegeben und gleichzeitig ihre Erwartungen nach oben korrigiert. „Wir begrüßen die erfreulichen Entwicklungen der Wirtschaftslage, denn als drittgrößte Branche sind die Speditions- und Logistikunternehmen Teil dieses Aufschwungs“, kommentiert Edina Brenner, Geschäftsführerin des LBS – Landesverband Bayerischer Spediteure.
Von diesen Entwicklungen konnten sich die Besucher der Weltleitmesse „transport logistic 2017“, die Mitte Mai in München stattfand, auch selbst überzeugen. Die Rekordzahlen sprechen für sich: mit 2162 Ausstellern waren es 5,4 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor. Zudem waren 60.000 Besucher aus 120 Ländern anwesend. Das ist ein Anstieg im Vergleich zur letzten Veranstaltung um satte neun Prozent. Auch die Geschäftsklima-Zahlen der Speditions- und Logistikbranche zeigen eine positive Entwicklung. Hier gab es einen Anstieg im Juni um 3,7 Prozentpunkte auf einen Prozentsaldo von 32,1 Punkten und damit liegt dieser Wert an der Spitze im bisherigen Jahresverlauf.
„Damit wir auch in Zukunft solche Rekordzahlen vermelden können, ist für uns eine verlässliche, an den Erfordernissen der Wirtschaft ausgerichtete Politik nötig. Das gilt insbesondere für die Arbeitsmarktpolitik. Mit Erstaunen mussten wir feststellen, dass im Bundestagswahlkampf die „Agenda 2010“ als Diskussionsthema aufgegriffen und Kritik daran geäußert wird. Wir möchten deutlich machen, dass wir die Reformen der „Agenda 2010“ gutheißen, denn sie ist mitverantwortlich für den Wirtschaftsaufschwung in Deutschland“, bezieht Brenner Position.
Ein wesentlicher Teil der „Agenda 2010“ waren die Neuregelungen des Arbeitsmarktes. Unter anderem wurde die Auszahlung des Arbeitslosengeldes auf zwölf Monate beschränkt, unabhängig vom Einzahlungszeitraum in die Arbeitslosenversicherung. Eine verlängerte Bezugsdauer, wie sie von Martin Schulz vorgeschlagen wird, ist abzulehnen, da zu befürchten ist, dass diese eher zur Verstetigung der Arbeitslosigkeit beiträgt, denn Menschen motiviert, in Beschäftigungsverhältnisse zurückzukehren. In der Speditions- und Logistikbranche herrscht akuter Fachkräftemangel. Die Branche ist daher gerne bereit, arbeitslosen Menschen eine Beschäftigung über eine Vielzahl von Berufsbildern sowohl im gewerblichen wie auch Angestelltenbereich zu ermöglichen.
Auch die von Martin Schulz geforderte Abschaffung der sachgrundlosen Befristung greifen die Reformen der „Agenda 2010“ an. „Gerade die befristete Beschäftigung ermöglicht es den Unternehmen, „Auftragsspitzen“ aufzufangen und den Arbeitnehmern sich im Unternehmen für eine längerfristige Beschäftigung zu profilieren. Diese Forderung schränkt die Flexibilität massiv ein und ist daher abzulehnen.
Als LBS fordern wir für unsere Branche sogar ein mehr an Flexibilität, und zwar bezogen auf die Arbeitszeit. Im Zuge einer veränderten Arbeitswelt 4.0 brauchen wir statt der täglichen eine wöchentliche Betrachtung der Arbeitszeit, mithin den Wegfall der täglichen Höchstarbeits- und der Mindestruhezeit, analog des europäischen Rechtsrahmens. Auch für die Wochenendarbeit benötigt die Speditions- und Logistikbranche flexiblere Lösungen“, verdeutlicht Brenner die Position des LBS.
„Das Zurücknehmen des Reformprogramms ist aus unserer Sicht ein Rückschritt und gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten deutschen Wirtschaft und damit auch der Speditions- und Logistikbranche“, erklärt Brenner abschließend.