(03.04.2025)

Donald Trump hat ein neues Zollpaket vorgestellt, die Zeichen stehen auf Handelskrieg. Dieser würde Deutschland schwer treffen, zeigen neue Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die EU sollte besonnen reagieren – aber mit der nötigen Härte.

20 Prozent Zölle auf fast alle Waren aus der EU: Das ist die bittere Nachricht, die von Donald Trumps „Liberation Day“ übrigbleibt. Der wirtschaftliche Schaden wäre enorm. Eine IW-Schätzung, die die neuen Zusatzzölle für die wichtigsten US-Handelspartner im Modell von Oxford Economics simuliert, zeigt: Der kumulierte wirtschaftliche Schaden für die Bundesrepublik könnte über die vierjährige Amtszeit Trumps rund 200 Milliarden Euro betragen, für die EU etwa 750 Milliarden Euro. Das deutsche BIP läge im Jahr 2028 um etwa anderthalb Prozent niedriger als ohne Zölle.

Zölle schaden Trumps eigenen Wählern

Für Deutschland ist der Zoll von 20 Prozent eine ökonomische Katastrophe. Dass die Höhe des Zolls an den Haaren herbeigezogen ist, macht es nicht besser: Deren Höhe begründete Trump gestern unter anderem mit der Mehrwertsteuer. Dabei benachteiligt diese US-Unternehmen gar nicht, schließlich gilt sie auch für europäische Unternehmen. Im Weißen Haus regiert die ökonomische Willkür – dass steigende Preise gerade die einkommensschwachen Trump-Wähler ärmer machen, scheint dem US-Präsidenten egal zu sein.

Die EU muss nun besonnen, aber aus einer Position der Stärke reagieren. Sie tritt jetzt in eine neue Phase des Handelsstreits ein. Bislang ging es darum, Trump mit Angeboten etwa bei Flüssiggas oder Rüstungsgütern zu locken. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass die Europäische Kommission ihre Waffen zeigt und ebenfalls eine Drohkulisse aufbaut. 

Sind Zölle auf Dienstleistungen die Lösung?

Doch wo ansetzen? Ein Problem: Im Warenhandel hat die EU gegenüber den USA einen Überschuss von 157 Milliarden Euro im Jahr 2023 – bei einem umfassenden Zollkrieg im Warenhandel würden die Europäer deshalb den Kürzeren ziehen. Anders sieht es bei Dienstleistungen aus: Hier verzeichnet die EU laut Eurostat ein Defizit von knapp 109 Milliarden Euro – die USA wären also verwundbar.

Vor allem in einer Kategorie kann die EU der US-Wirtschaft schaden: Bei den Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum hatte sie 2023 ein Defizit von 125 Milliarden Euro. Gemäß amerikanischer Daten handelt es sich dabei zu drei Viertel um Zahlungen von Tochterfirmen in der EU an ihren US-Mutterkonzern. Strafmaßnahmen würden daher kaum europäische Firmen treffen. Allerdings wäre ein solcher Schritt handelspolitisches Neuland. Es wäre genauer zu prüfen, welche Folgen solche Gegenmaßnahmen für die europäische Wirtschaft hätten.

wo die usa im handelsstr

vbw: Zusatzzölle sorgen für weitere Belastung in der Krise

„Die gestern zusätzlich verhängten Zölle markieren einen weiteren Tiefpunkt in den Wirtschaftsbeziehungen mit den USA unter Donald Trump. Ein Handelskrieg muss weiterhin unbedingt vermieden werden, auch wenn die gestrige Entscheidung eine Einigung immer schwieriger macht. Wir setzen darauf, dass die USA ihre Handelspolitik überdenken werden, sobald die verheerenden Folgen der Zollpolitik zutage treten. Europa muss jetzt den Blick nach vorne richten und eine kluge Antwort finden: Einerseits müssen die Gesprächskanäle mit der US-Regierung offengehalten werden, um aktiv und interessenorientiert gemeinsame Lösungen zu finden. Andererseits dürfen wir aber auch nicht naiv sein: Europa muss Stärke zeigen und entschieden reagieren – Gegenzölle sollten aber nur letztes Mittel sein. Der Trump-Regierung muss klargemacht werden, dass auch die US-Wirtschaft von offenen Grenzen, freiem Warenverkehr und wirtschaftlichem Austausch profitiert – und dass es umgekehrt bei einer Zollspirale nur Verlierer geben kann. Dem künftigen Bundeskanzler fällt dabei eine wichtige Aufgabe zu. Er muss sich auf EU-Ebene für den Abschluss weiterer wichtiger Handelsabkommen einsetzen. Die Vorkommnisse zeigen, wie wichtig es gewesen wäre, das TTIP-Freihandelsabkommen abzuschließen.

Gleichzeitig zeigen die neuen Zusatzzölle, dass wir die Wirtschaftswende jetzt brauchen. Fakt ist: Die USA sind der größte Exportmarkt für Bayern. 2024 betrug das Exportvolumen rund 29 Milliarden Euro, das entspricht einem Anteil von 13 Prozent, weswegen der Freistaat besonders negativ betroffen ist. Die zusätzlichen Zölle werden daher noch mehr Unsicherheit und weiter steigende Kosten bei unseren Betrieben verursachen – und das inmitten der andauernden Struktur- und Konjunkturkrise in unserem Land. Unser Standort braucht daher dringend die Trendwende, um im immer härter werdenden globalen Wettbewerb bestehen zu können. Die Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene müssen daher rasch abgeschlossen werden. Wir brauchen schnell eine handlungsfähige Regierung, die für einen echten wirtschaftlichen Aufbruch steht.“

Aiwanger: "Amerikanisches Zollpaket schadet beiden Seiten und ist eine konkrete Gefahr für die bayerische Wirtschaft"

Das vom US-Präsidenten Donald Trump angekündigte Zollpaket wird auch die bayerische Wirtschaft hart treffen. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger warnt: "Das amerikanische Zollpaket schadet beiden Seiten und ist eine konkrete Gefahr für unsere Wirtschaft. Die Vereinigten Staaten sind unser wichtigster Exportmarkt. Allein im vergangenen Jahr haben unsere Unternehmen Waren im Wert von 29 Milliarden Euro dorthin geliefert. Wenn sich die USA jetzt abschotten, steht für unsere heimische Wirtschaft viel auf dem Spiel, aber auch für die amerikanischen Handelspartner und Verbraucher, weil Importe aus Europa verteuert werden. Wertschöpfungsketten, Arbeitsplätze und Investitionen sind unmittelbar bedroht. Je nach Unternehmen sprechen wir hier von Zusatzkosten sogar in dreistelliger Millionenhöhe. Betroffen sind insbesondere unsere Automobilhersteller und -zulieferer, die Chemieindustrie sowie die Maschinenbauer. Wir stehen in Bayern für freie und faire Märkte. Deshalb werden wir unsere internationalen Handelsbeziehungen entschlossen weiter ausbauen, gemeinsam mit unseren europäischen Partnern und weltweit. Mit Bayern International und unseren 30 Außenhandelsvertretungen sind wir dafür bestens aufgestellt. Bayern wird noch intensiver daran arbeiten, die internationalen Handelsbeziehungen zu diversifizieren und neue Märkte aufzubauen.“

Der Minister warnt vor den Folgen eines Handelskrieges: „Zölle bedingen Gegenzölle, ein Handelskrieg kennt am Ende nur Verlierer. Die EU-Kommission muss deshalb in Verhandlungen mit den USA versuchen, das Schlimmste abzuwenden.“

Ab dem 09.04.2025 sollen für Exporte aus der Europäischen Union in die USA ein pauschaler Einfuhrzoll in Höhe von 20 Prozent fällig werden. Bereits jetzt gilt ein Zoll von 25 Prozent für Autos aus der EU. Derzeit sind rund 700 bayerisch kontrollierten Unternehmen in den USA aktiv, die für mehr als 700.000 Arbeitsplätze sorgen und mehr als 130 Milliarden Euro zur gesamten Bruttowertschöpfung in den USA beitragen. Die USA sind mit 29 Milliarden Euro der wichtigste Exportmarkt für bayerische Unternehmen. Umgekehrt importierte Bayern im Jahr 2024 Waren und Güter im Wert von fast 13 Milliarden Euro aus den USA.  

VDMA: "Zölle richten auf beiden Seiten des Atlantiks Schaden an"

Zu den von US-Präsident Donald Trump angekündigten pauschalen Strafzöllen sagt VDMA-Präsident Bertram Kawlath:

  • „Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten pauschalen Strafzölle von 20 Prozent auf alle Produkte aus der EU richten auf beiden Seiten des Atlantiks Schaden an. Durch Strafzölle werden bilaterale Handelsprobleme nicht gelöst, sondern sie führen zu einer Spirale der Abschottung. Denn die EU wird wohl mit Gegenzöllen auf die US-Zölle reagieren.”
  • „Rund 60 Prozent unserer Mitglieder haben in einer Umfrage bestätigt, dass sie sehr stark oder stark von den US-Strafzöllen betroffen sind. Die genauen Auswirkungen auf den Maschinen- und Anlagenbau sind aber derzeit nicht abschätzbar.“
  • „Zölle zwischen der EU und den USA sollten nicht aufgebaut, sondern abgeschafft werden. Denn sie schaden Produzenten und Konsumenten in beiden Regionen.“
  • „Bei der von US-Präsident Trump geplanten Stärkung der amerikanischen Industrie müssen amerikanische Unternehmen bei bestimmten Schlüsseltechnologien auf Anbieter von Maschinen und Anlagen aus dem Ausland zurückgreifen. Hier stehen seit Jahrzehnten die deutschen und europäischen Maschinenbauunternehmen als zuverlässige Lieferanten zur Verfügung.“

Quelle: iw Köln, vbw, VDMA, StMWI

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