(04.09.2025)

Verlog 126

In seinem soeben erschienenen Fachbuch zeigt Christos Sakalidis, wie Logistikunternehmen durch gezieltes Risikomanagement, Prozessoptimierung und eine neue Fehlerkultur ihre Schadenquote drastisch senken und ihre Rentabilität steigern können. Der Geschäftsführer des LBS-Fördermitglieds VERLOG liefert praxisnahe Empfehlungen für Unternehmer, Fuhrparkleiter und Nachwuchsführungskräfte. Im Interview beschreibt er das Szenario, aus dem gerade Handlungsbedarf entsteht.

Haben sich die Rolle bzw. das Gewicht von Risikomanagement angesichts der globalen Krisenlage verändert?

Risikomanagement darf man inzwischen getrost als Erfolgsfaktor bezeichnen. Schäden sind nicht nur Kostenfaktoren, sondern oft das Ergebnis fehlender Strukturen. Wer also frühzeitig Risiken erkennt, bewertet und durch präventive Maßnahmen minimieret, verbessert nicht nur seine Bilanz. Man gewinnt bei dieser Gelegenheit auch Grundlagen und Ansätze für dringende Veränderungen.

Welche Faktoren machen derzeit das Thema so relevant?

Da ist erstens der Margendruck: Logistikunternehmen arbeiten oft mit Renditen von nur drei bis fünf Prozent. Ein Schaden von 5.000 Euro erfordert bis zu 100.000 Euro zusätzlichen Umsatz, um ihn auszugleichen. Zweitens steht da die Kostenexplosion im Raum: Steigende Dieselpreise, Reparaturkosten bis zu 600 Euro pro Stunde, hohe Versicherungsprämien und Fachkräftemangel belasten die Branche massiv. Und drittens ist da noch das Risiko für die Existenz: Schäden sind nicht nur ein Kostenfaktor, sondern können den Bestand des Unternehmens gefährden.

Wo lässt sich bei einem modernen Risikomanagement am besten ansetzen?

Allen voran geht es um Effizienz durch Digitalisierung und klare Prozesse. Ob Schadenmeldung per App, digitale Fahrerhandbücher oder Echtzeitplanung – moderne Technik ist nur dann wirksam, wenn sie richtig eingesetzt wird. Weil es in manchem Betrieb noch an entsprechender Erfahrung fehlt, liefert mein Buch hier praxisnahe Beispiele für smarte Lösungen.

Können Sie ein konkretes Beispiel für die Folgen der fehlenden Strukturen nennen, die Sie ansprechen?

Am deutlichsten wird der Handlungsbedarf beim Umgang mit Fehlern. Eine durchdachte, planvolle Fehlerkultur wirkt dauerhaft und führt eher zu haltbaren Lösungen als jede Schuldzuweisung. Die lösen häufig Verschleierungen oder Wegschauen aus. Kurzum: Fehler sollen nicht vertuscht, sondern analysiert werden. Mit Tools wie dem „Driver Safety Flash“ wird aus jedem Vorfall eine Lernchance für das gesamte Team.

Eine solche Fehlerkultur braucht gegenseitiges Vertrauen…

Mitarbeiterbindung durch Wertschätzung zählt zu den effizientesten Führungsinstrumenten. Gerade Fahrer sind das Gesicht des Unternehmens. Wer sie motiviert und unterstützt, senkt nicht nur die Schadenquote, sondern stärkt auch das Betriebsklima und die Kundenbindung.

Worauf gilt es noch zu achten?

Strategisches Denken sollte die vielfach vorherrschende Feuerwehrmentalität ablösen. Statt ständig auf Probleme zu reagieren, rate ich zu einer strukturierten Ist-Analyse, um Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu beheben.

Wen hatten Sie beim Schreiben Ihres Buches vor Augen?

Ich richte mich an Logistikunternehmen, die ihre Schadenquote senken, Versicherungsprämien stabilisieren und ihre Prozesse optimieren wollen. Darum lag mir vor allem daran, praxisnah zu zeigen, wie professionelles Risikomanagement nicht nur Kosten reduziert, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit steigert – ein entscheidender Faktor in einer Branche mit niedrigen Margen und hohem Kostendruck.

Ihr Fazit?

Risikomanagement ist kein Projekt, sondern eine Haltung. Wer es schafft, Schäden zu verhindern, bevor sie entstehen, gewinnt nicht nur an Effizienz, sondern auch an Sicherheit und Stabilität. Wer jetzt nicht handelt, riskiert nicht nur steigende Kosten, sondern auch den Verlust von Wettbewerbsfähigkeit und Vertrauen.

SERVICE

  • Mitgliedern des LBS stellt unser Fördermitglied VERLOG ein kostenloses Exemplar des Buches zur Verfügung. Man kann es bestellen unter verlog.eu/kontakt, indem man dort einfach "Buchbestellung" auswählt.
  • In den kommenden Wochen wird VERLOG unsere Mitglieder außerdem per Brief anschreiben und ihnen einen Gutschein zur Verfügung stellen.
Adresse

LBS - Landesverband Bayerischer
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Georg-Brauchle-Ring 91
80992 München

Tel. 089 30 90 707 0
Fax 089 30 90 707 77

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