(18.09.2025)

Es gibt Manager, die den Status quo verwalten. Und es gibt Manager,  die Zukunft gestalten. Stefan Hohm gehört unübersehbar zur zweiten Kategorie. Der Chief Development Officer (CDO) der DACHSER SE wurde von der Jury der Logistics Hall of Fame als Logistics Leader of the Year 2025 ausgezeichnet – die höchste Auszeichnung der Ruhmeshalle für
Persönlichkeiten, deren Wirken für Innovationskraft, Nachhaltigkeit und unternehmerischen Wandel zum Nutzen des Unternehmens steht.

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70 internationale Juroren aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien wählten ihn zum Logistics Leader of the Year 2025: Stefan Hohm, Chief Development Officer der DACHSER SE. Fotos: DACHSER

„Innovation ist kein Selbstzweck. Sie ist dann wertvoll, wennnsie skalierbar und im Netzwerk multiplizierbar ist. Nur so lassen sich Prozesse besser, schneller undnkundenorientierter machen“, ist sein Credo. Dieser Satz könnte als Leitmotiv über den Projekten stehen, die er – und darauf legt er großen Wert – auf dem Fundament eines Familienunternehmens,
mit seinem Team in den letzten Jahren umgesetzt hat: „Innovation ist nie das Werk eines Einzelnen. Mit Burkhard Eling als CEO, Alexander Tonn, Dr. Tobias Burger und Thomas Hiemer habe ich Vorstandskollegen, die diesen Weg mitgestalten. Dass wir Innovation gemeinsam im Vorstand verankern, macht meine Arbeit erst möglich.“

Man muss einige Jahre zurückgehen, um zu verstehen, wie der Manager unternehmerischen Wandel definiert. Stefan Hohm ist ein „Dachser-Gewächs“. Seit 33 Jahren ist er im Unternehmen, hat als Assistent angefangen, Niederlassungen geleitet, Softwareentwicklung betrieben, Forschungsteams aufgebaut und erlebt, wie sich das Unternehmen auf fast 40.000 Mitarbeitende mehr als verzehnfacht hat. Bei all seinen Stationen habe er auf die Unterstützung der langjährigen
Unternehmenslenker Bernhard Simon und Michael Schilling zählen können, erzählt er, die das Mindset des Unternehmens gelegt haben. Vor ihnen weiß er durch unzählige Gespräche und Erlebnisse um den Wert dessen, was nicht in Handbüchern, Sprachregeln oder Presseinformationen steht.

Diese Bodenhaftung verbindet er mit einem Blick weit über Branchengrenzen hinaus. „Reisen bildet“, sagt er – und er selbst ist ein Beispiel dafür. Das Silicon Valley, China und Indien, die Stanford University und das Executive MBA Studium an der Business School IMD in Lausanne haben insbesondere seine Sicht auf Digitalisierung und Innovation entscheidend mitgeprägt.

Eine Besonderheit seiner Arbeit ist die enge Verknüpfung von Forschung und Praxis. Mitte der 2010er-Jahre baute Hohm bei Dachser das Research&Development-Team auf. Damit begann eine neue Reise, die Forschung zum Erfolgsmodell und strategischen Pfeiler der Unternehmensentwicklung machte. Die Wurzeln des Ansatzes liegen auch hier im Mindset des Familienunternehmens: „Wie viele Unternehmen haben wir Werte – aber bei uns stehen sie nicht nur in Statuten. Wir drehen oft eine extra Schleife, wenn es darum geht, langfristig das Richtige zu tun. Darin sind wir wirklich anders. Uns geht es immer um das Wie tun wir etwas und weniger um das Was“, erklärt Hohm.

Nach seiner Rückkehr von der Stanford University 2015, die traditionell eng mit der Wirtschaft verbunden ist, diskutierte er intensiv mit Dachser-Gesellschafter Bernhard Simon, ob sich diese Art der Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft übertragen ließe. Das „Problem nur über den Zaun zu werfen“ erschien aber ebenso untauglich, wie die Hoffnung auf Quantensprünge allein durch intern gewachsenes Know-how. Hohm ist überzeugt: Nur wenn Wirtschaft und Wissenschaft personell und professionell zusammenarbeiten, entstehen Lösungen, die in der Praxis bestehen.

Internes Fachwissen – wie läuft ein Prozess, was stört, wo liegt Potenzial? – kombiniert mit Technologieverständnis und Bindegliedern, die diese Welten zusammenbringen. Es war die Blaupause für das spätere DACHSER Enterprise Lab am Fraunhofer IML in Dortmund, in dem neue Lösungen erarbeitet, getestet und zur Marktreife gebracht werden. 2025 kam das Fraunhofer IAIS hinzu, um künftig gemeinsam an KI- und Big-Data-Anwendungen für die Logistik zu arbeiten.

Besonders sichtbar wurde das Prinzip mit dem Projekt @ILO, einem digitalen Zwilling für Stückgutlager. Gemeinsam mit dem Fraunhofer IML entwickelte Dachser ein System, das alle Packstücke, Assets und Prozesse digital abbildet. Damit lässt sich in Echtzeit steuern, analysieren und optimieren – ein echter Meilenstein, ausgezeichnet mit dem Deutschen Logistik-Preis 2023. „Mit @ILO haben wir nicht nur ein Stück Software geschaffen, sondern eine völlig neue Art, Stückgutlogistik zu denken“, erklärt Hohm. Allein die Vereinnahmung von Paletten von der Wechselbrücke bis zur Schiene im Umschlaglager hat sich um 30 Prozent verkürzt. Ähnlich wegweisend ist die Live-Ortung von Wechselbrücken und Trailern, die Dachser mit IoT-Technologie umgesetzt hat. Über 5G/LPWAN lassen sich Transporte europaweit heute in Echtzeit tracken – ein unschätzbarer Vorteil für Kunden in Sachen Transparenz und Zuverlässigkeit.

Doch Digitalisierung ist nur eine Seite der Medaille, Nachhaltigkeit die andere. Unter seiner Verantwortung wurde die DACHSER Emission-Free Delivery gestartet: batterieelektrische Lkw, Transporter und Lastenräder versorgen dort definierte Gebiete von Innenstädten emissionsfrei. Was in Stuttgart begann, ist inzwischen auf Metropolen wie München, Paris, Kopenhagen und 17 Städte ausgeweitet – weitere Städte, aber auch die Verbindung dieser europäischen Metropolen per Hauptlauf via E-Trucks soll folgen.

Gleichzeitig spart Hohm nicht an Kritik, wenn es um die europäische Nachhaltigkeitsregulierung geht. Den administrativen Aufwand bezeichnet er als Irrsinn, kann nicht verstehen, warum sich die Branche unrealistischen Reduktionszielen ultimativ verpflichtet, die sich bestenfalls auf dem Papier gut machen. „Dekarbonisierung wird nur gelingen, wenn wir sie operativ in den Alltag integrieren. Sie darf kein Projekt neben dem Geschäft sein, sondern muss Haltung und Teil des Geschäftsmodells werden“, sagt Hohm. Dazu gehöre auch, sich nicht mit Labels zu schmücken oder sich zu Zielen zu verpflichten, solange man Rahmenbedingungen wie etwa Mauthöhe, Diesel- und Energiepreise, Ladeinfrastruktur oder Technologieverfügbarkeit nicht selbst beeinflussen kann. Dass es fast wie ein Appell an die Logistik klingt, es Dachser gleichzutun, scheint durchaus gewollt.

So stark er auf das eigene Unternehmen fokussiert ist – Hohm denkt weiter. Als Mitinitiator der Open Logistics Foundation treibt er die Digitalisierung der Branche mit offenen Standards voran. Ziel: digitale Basisanwendungen als Open Source, die allen zugutekommen. „Damit können wir De-facto-Standards schaffen und IT-Budgets massiv entlasten. Klar ist aber: Das gilt für Commodities und heißt nicht, dass wir zum Beispiel die @ILO-Logiken öffentlich machen. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal und das bleibt auch so“, sagt er. Nicht jede Spedition muss ihr eigenes Navi bauen. Für nicht wettbewerbsdifferenzierende Funktionen helfen gemeinsame IT-Standards. Obwohl das in der Praxis eher eine zähe Angelegenheit ist, bleibt Hohm optimistisch. Schließlich entlaste dieser Ansatz alle Unternehmen, schaffe Effizienz und Raum für echte Differenzierung. Wenn es gelinge, den Open Source-eCMR als nutzwertigen Leuchtturm in der Branche zu verbreiten, dann entstehen vielleicht auch bei den Skeptikern Ideen, was man zum Beispiel in Richtung Driver-App auch in der Branche noch anstellen könnte. Das ist eine Reise, die gerade erst begonnen hat. Hohm hat einen Rat dafür: Wer Zukunft gestalten will, muss bereit sein, seine Komfortzone zu verlassen.

Quelle: Logistics Hall of Fame

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