(19.09.2025)
Vor 40 Jahren war ein Zug zum ersten Mal auf den Schienen rund um München unterwegs, der später Geschichte schreiben sollte: der ICE. Die Abkürzung stand damals für „Intercity Experimental“. Zum bundesweiten „Tag der Schiene“ (19. bis 21. September) hat heute Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter im Verkehrszentrum des Deutschen Museums einen neuen Ausstellungsbereich zum Thema eröffnet. „Der ICE hat den Personenfernverkehr in Deutschland auf das nächste Level gehoben und ist damit ein wichtiges Stück Bahngeschichte. Der Tag der Schiene gibt uns die Möglichkeit, auf das Erreichte zurückzublicken und die aktuellen Herausforderungen bei der Bahn in den Fokus zu nehmen“, sagte Bernreiter.
Nicht mehr so richtig modern mutet der ICE-Führerstand von damals an. Foto: Deutsches Museum
Es dauerte noch bis 1991, bis der ICE als „Intercity-Express“ seinen regulären Betrieb bei der Deutschen Bahn aufnahm – und für die Reisenden unverzichtbar wurde. Der erste dieser für Deutschland so wichtigen Züge steht heute gleich neben der nicht weniger legendären bayerischen Schnellzuglokomotive S 3/6. Doch während die S 3/6 maximal 120 Stundenkilometer schnell war, stellte der ICE am 1. Mai 1988 einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord auf – und brachte bei Gemünden in Bayern 406,9 km/h auf die Schiene.
„Der Geschwindigkeitsrekord hat nicht lange gehalten“, sagt Kurator Frank Zwintzscher, beim Deutschen Museum zuständig für den Schienenverkehr. „Aber der Zug hat in Deutschland eine ganz andere Art des Reisens möglich gemacht.“ Die Bahn habe sich beim Design und bei der technischen Ausstattung der Wagen bewusst an der Inneneinrichtung von Flugzeugen orientiert. Und das Reisen mit der Bahn wurde plötzlich modern und schnell. Videobildschirme an den Sitzlehnen, ein Film- und Musikbordprogramm, Telefonzellen und sogar einen Konferenzraum für das Arbeiten im Zug gab es in den ICEs der ersten Generation. Michael Decker, Generaldirektor des Deutschen Museums und eingefleischter Bahn-Fan, erinnert sich: „Das Bahnfahren erreichte mit der ICE-Einführung eine ganz neue Qualität. Mit Tempo 280 an den Staus auf der Autobahn nebenan vorbeizurasen, machte richtig Spaß.“
Aber dahin war es ein weiter Weg: Der Versuchszug wurde ab 1979 zunächst als „Rad/Schiene-Versuchs- und Demonstrationsfahrzeug“ (R/S-VD) durch ein Konsortium aus Deutscher Bundesbahn, Forschung und Industrie entwickelt. 1982 taufte die Bundesbahn das Projekt InterCityExperimental. Der „Triebkopf 410 002“, der heute im Verkehrszentrum des Deutschen Museums steht, wurde bei Thyssen-Henschel in Kassel gefertigt und 1985 zusammen mit einem zweiten Triebkopf und drei Mittelwagen in München in Betrieb genommen. Mit dem Zug wurde der reguläre ICE-Betrieb erprobt, im fahrplanmäßigen Einsatz war er aber nie. Nach 1991 wurde der InterCityExperimental umbenannt in ICE V (für Versuchszug) – und ab diesem Zeitpunkt für weitere Test- und Prüffahrten eingesetzt. 1998 war dann endgültig Schluss. Seit 2006 ist der Triebkopf 410 002 als Leihgabe des DB Museums im Verkehrszentrum ausgestellt. Und steht dort heute stellvertretend für ein neues Zeitalter bei der Deutschen Bahn.
Das 40-jährige Jubiläum der ersten Ausfahrten des ICE hat das Verkehrszentrum zum Anlass genommen, einen kleinen Ausstellungsbereich zu konzipieren. Zwintzscher: „Wir zeigen dort zwei Vitrinen mit Modellen und eine Medienstation. Es ist eine sehr kleine Ausstellung – aber sie vermittelt zusammen mit dem riesigen Triebkopf einen Eindruck davon, was für ein großer Schritt der ICE für das Reisen und die Bahn in Deutschland bis heute ist.“
Das Verkehrszentrum plant zum Tag der Schiene Veranstaltungen und Vorführungen. Besucherinnen und Besucher können sich zum Beispiel selbst an einem S-Bahn-Simulator versuchen. Das komplette Programm: www.deutsches-museum.de/verkehrszentrum/aktuell/tag-der-schiene-die-schiene-im-fokus
Quelle: Deutsches Museum